Propaganda nach dem Anschlag

Bereits in der Nacht nach dem Attentat geht Reichspropagandaminister Joseph Goebbels davon aus, dass das Attentat „zweifellos in London erdacht“ worden sei. In den folgenden Wochen stellt die NS-Propaganda den Münchener Anschlag als das Ergebnis einer Verschwörung zwischen dem englischen Nachrichtendienst und deutschen Emigranten dar. Nachdem Elser seine Tat gestanden hat, wird er von der NS-Führung deshalb als „Werkzeug“ des britischen Geheimdienstes bezeichnet.

Die Organisation des Anschlags soll – so die NS-Propaganda – Otto Strasser, übernommen haben. Der Führer der „Schwarzen Front“, einer Oppositionsbewegung früherer Nationalsozialisten, soll in englischem Auftrag gehandelt haben. Viele Deutsche schenken noch bis weit in die 1960er Jahre hinein dieser Deutung Glauben. Um ihre Verschwörungsthese zu stützen, lenkt die NS-Propaganda die Aufmerksamkeit auf zwei britische Geheimdienstagenten, die am 9. November 1939 in Venlo in eine langfristig vorbereitete Falle des deutschen SD-Auslandsgeheimdienstes gelaufen sind. Die Entführten werden als „Hintermänner“ des Münchener Anschlags bezeichnet, obwohl sie in Wirklichkeit nichts damit zu tun haben.